Marina Weis

Im Zuge der BME-Portraitreihe „Leading Ladies in Procurement" gibt Marina Weis, Leiterin Strategische Materialwirtschaft / Projekte Nuklear bei EnBW Kernkraft GmbH, Einblicke in ihren Werdegang.
Veröffentlicht am 07.08.2023

Position: Leiterin Strategische Materialwirtschaft / Projekte Nuklear
Unternehmen: EnBW Kernkraft GmbH

Was hat Sie in den Einkauf geführt?

Der Weg zum Einkauf war ein Zufall. Während meines Studiums „Internationales Management“ an der Hochschule Karlsruhe habe ich ein Praktikum im Bereich Logistik bei Volkswagen in Bratislava gemacht. Das hat meinen Weg vorgezeichnet. Nach einer Werkstudententätigkeit im Bereich IT-Logistik bei Siemens bin ich als Werkstudentin in den strategischen Einkauf der EnBW gekommen. Seitdem lässt der Einkauf mich nicht mehr los.

Als Führungskraft im Einkauf haben Sie sicherlich eine Vielzahl von Verantwortlichkeiten. Könnten Sie uns einen Einblick in Ihren Verantwortungsbereich geben und welche besonderen Aufgaben oder Projekte Sie derzeit bearbeiten?

Ich verantworte ein Team aus strategischen Einkäuferinnen und Einkäufern sowie Contract- und Claimmanagern:innen. Wir sind für vielfältige Aufgaben zuständig: Unsere Einkäufer:innen arbeiten standortübergreifend nach der Warengruppenlogik, sind für die komplexen strategischen Beschaffungen sowie für das Lieferantenmanagement zuständig. Wir sorgen zudem für die Umsetzung des Lieferkettensorgfaltpflichtgesetzes. Unser Contract- und Claimmanager-Team verhandelt Claims, entwickelt Musterverträge und schult Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu AEBs, Grundlagen des Vertragsrechts oder die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB/B).

Empowerment passiert durch Begegnungen. Gibt es bestimmte Vorbilder oder Inspirationsquellen, die Sie persönlich beeinflusst haben?

Das Buch „Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg“ von Sheryl Sandberg hat mich inspiriert und ermutigt, meine Karriereambitionen zu verfolgen. Der Weg zu meiner heutigen Position war eine angebotene Chance, die ich ergriffen habe.

Sie als Frau…“, war das bisher in Ihrer Karriere ein Thema?

In einem Kernkraftweg fällt eine Frau schon auf. Ich habe mich jedoch noch nie ausgegrenzt oder diskriminiert gefühlt.

Was müssten Ihrer Meinung nach Entscheidungsträger und Politik tun, damit es mehr weibliche Führungskräfte im Einkauf gibt?

Die Familienpolitik in Deutschland hat noch viel Nachholbedarf. Wir brauchen Gesetze und Rahmenbedingungen, damit Frauen sich nicht mehr gezwungen füllen, zwischen Familie und Karriere entscheiden zu müssen, damit die Geburt eines Kindes für eine Frau nicht bedeuten muss, auf das berufliche Abstellgleis gestellt zu werden. Der Fakt ist, obwohl es mehr weibliche Studienabsolventen in Deutschland gibt, sind Frauen nur 40Prozent der Erwerbstätigen - und davon arbeiten die Hälfte in Teilzeit. Wir brauchen Mut zu diversen Führungsmodellen, auch in Teilzeit.

Welche Werte spielen in Ihrem Leben eine große Rolle?

Solange ich frei gestalten und Wirkung erzielen kann, bin ich glücklich.

Sind Sie jemand, der mehr nach dem Kopf oder dem Gefühl entscheidet?

Ich bin definitiv jemand, der mehr nach dem Kopf entscheidet.

Was war Ihr bisher größtes Abenteuer?

Ich wurde im heutigen Kasachstan geboren und wuchs in der ehemaligen Sowjetunion auf. Der Umzug von Kasachstan nach Deutschland mit 21Jahren war ein entscheidender Wendepunkt in meinem Leben.

Was planen Sie für das nächste Jahr?

Zum 1.Januar 2024 übernehme ich die Leitung für den kompletten Einkauf der EnKK. Neben dem Strategischen Einkauf sowie Contract- und Claimmanagement werde ich den operativen Einkauf sowie den Einkauf und das Management von Abfallbehältern verantworten.

Zum Abschluss: Gibt es noch etwas, das Sie unseren Lesern mitteilen möchten, insbesondere anderen Frauen, die im Einkauf erfolgreich sein wollen?

Glauben Sie an sich, seien Sie ehrgeizig, suchen Sie sich eine Mentorin oder einen Mentor und arbeiten Sie an Ihrem Netzwerk.

Kurzprofil:
 

Ich leite seit Juni2021 den Teilbereich strategische Materialwirtschaft & Projekte Nuklear bei der EnBW Kernkraft GmbH (EnKK). Zuvor war ich in verschiedenen Positionen im Zentraleinkauf des EnBW-Konzerns. Die EnKK ist atomrechtlicher Betreiber der fünf Kernkraftwerke in Baden-Württemberg und kümmert sich um ihren Rückbau. Bei allen fünf Anlagen hat die EnKK damit bereits begonnen: In Obrigheim läuft der Rückbau seit 2008, in den Blöcken NeckarwestheimI und Philippsburg1 seit 2017, in Philippsburg2 seit 2020 und in NeckarwestheimII seit Mitte Mai 2023.

Foto: Marina Weis

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