Personalanforderungen im Einkauf der Zukunft

Die erforderlichen Personalkompetenzen für den "Einkäufer der Zukunft" werden durch Treiber wie Globalisierung & Digitalisierung immer komplexer. Doch was genau heißt das?
Veröffentlicht am 21.07.2023

Durch Treiber wie Globalisierung (aber auch die Abkehr davon), Automatisierung und Digitalisierung verschieben sich die Aufgabengebiete des Einkaufs spürbar, hin zu strategischen Wertbeiträgen. Auch die Funktionen eines Einkäufers werden sich aufgrund dieses Wandels anpassen – und so das erforderliche Qualifikationsniveau, für immer komplexere, strategischere Aufgaben. Deshalb ist es wichtig, sich durch „Einkäufer der Zukunft“ (hier und in der Folge m/w/d) ein breites Kompetenzspektrum aufzubauen, bestehend aus fachlichen, sozialen und methodischen Fähigkeiten. Dies kann durch die Einstellung neuen und/ oder Entwicklung bestehenden Personals erfolgen. In mehreren Publikationen thematisieren Autoren bereits die Wichtigkeit der in Zukunft notwendigen Personalkompetenzen der Einkaufsabteilung. Doch wie der Umsetzungsstand in Unternehmen dies tatsächlich berücksichtigt, bleibt unberücksichtigt. Daher wurde genau zur Klärung dieser Frage von einer Gruppe Studierender der Hochschule München eine Umfrage durchgeführt, an der 42 Führungskräfte aus dem Einkauf teilgenommen haben.

Die größten Herausforderungen für Beschaffungsabteilungen sehen die Führungskräfte in komplexen Lieferketten & Versorgungsengpässen. Erst dahinter wurden die Themen Digitalisierung sowie Nachhaltigkeit & Regularien eingeordnet. Dies könnte sich damit erklären lassen, dass die Krisen der vergangenen zweieinhalb Jahre deutlich präsenter sind als die bevorstehenden Herausforderungen.

Personal- und Sozialkompetenzen gewinnen an Bedeutung

Die Untersuchung hat außerdem ergeben, dass die persönliche Einstellung sowie die Personal- und Sozialkompetenzen mittlerweile eine weitaus bedeutendere Rolle spielen als Fach- und Methodenkompetenzen. Ein möglicher Erklärungsansatz hierfür liegt darin, dass Kommunikations- und Teamfähigkeit sowie Konflikt- und Problemlösefähigkeit, welche mitunter am Wichtigsten bei Personal- und Sozialkompetenzen eingeordnet werden, schwieriger in strukturierter und kontrollierter Weise nachgeschult werden können als die Fach- und Methodenkompetenzen, zu welchen unter anderem Methodisches Vorgehen oder Analytische Fähigkeiten zählen und als am Wichtigsten gerankt wurden.
Allerdings konnte anschließend eine erhebliche Diskrepanz der am wichtigsten eingestuften Kompetenzen für die Bewältigung der aufkommenden Herausforderungen des Einkaufs gegenüber den tatsächlich in den Stellenausschreibungen genannten erkannt werden. Waren die Teilnehmer der Umfrage auf der Suche nach einem „Einkäufer der Zukunft (m/w/d)“, so waren die Eigenschaften, welche davor als allgemein wichtig angesehen wurden, in Stellenausschreibungen plötzlich im hinteren Mittelfeld. Andere Eigenschaften, welche wiederum generell als nicht so wichtig angesehen wurden, waren in Stellenausschreibung sehr viel höher gewichtet. Als Beispiel: die Teamfähigkeit wurde als Top 1 Eigenschaft in Stellenausschreibungen genannt, während in einer vorherigen Frage die Eigenschaft in den Sozial- und Personalkompetenzen allerdings auf den vorletzten Platz priorisiert war. Dies lässt Interpretationsspielraum, ob sich die Firmen wirklich bewusst sind, auf welche Eigenschaften sie Wert legen oder ob Aspekte wie Teamfähigkeit inzwischen einfach als Grundvoraussetzung gesehen werden.

Viel Skepsis bei dem Thema KI im Recruiting

Bezüglich des Themas Künstliche Intelligenz im Recruiting konnte eine sehr gespaltene Meinung erkannt werden. Während die Literatur dieser Technologie sehr großes Potential beimisst, beispielsweise durch eine gezielte Vorauswahl von passenden Kandidaten auf Plattformen wie LinkedIn, waren fast alle Befragten sehr skeptisch, was diese Entwicklung betrifft. Nur ein Umfrageteilnehmer hat ausgesagt, dass Künstliche Intelligenz bereits eine Rolle im Recruiting-Prozess darstellt. Zweifel bestehen vor allem darin, dass geeignete Quereinsteiger durch KI aussortiert würden, sowie einem hohen organisatorischen Aufwand. Außerdem gibt es große Übereinstimmung, dass durch die persönliche Erfahrung des Fachbereichs und der Personalabteilung das beste Gespür besteht, welche Kandidaten geeignet sind und welche nicht. Es bleibt abzuwarten, wie sich KI im Recruiting zukünftig weiterentwickeln wird.
Eine interessante Erkenntnis der Ergebnisse zum Thema “Personalentwicklung” ist weiterhin, dass interkulturelle Kompetenz in nur weniger als der Hälfte der Unternehmen geschult wird. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der globalisierten Netzwerke erstaunlich und die Wichtigkeit solcher Trainings sollte nicht unterschätzt werden.

Bewusstsein ja, aber vieles noch zu unklar

Insofern bleibt als Ergebnis der Studie festzustellen, dass sich zwar in der Praxis durchaus ein Bewusstsein bezüglich neuer Personalanforderungen ergibt. Ebenso aber zeigen sich noch erhebliche Inkonsistenzen bezüglich der tatsächlich geforderten Mitarbeiter-Qualitäten. Und auch das Thema der Personalentwicklung ist noch keineswegs „in der Zukunft angekommen“ – trotz der hohen Zustimmung für die Aussage „Hire for Attitude and Train for Skills“, die das eigentlich nahelegen würde.  So bleibt die abschließende Handlungsempfehlung, das Thema strukturiert und professionell anzugehen. Immerhin sind die passenden Mitarbeitenden DER Schlüsselerfolgsfaktor für einen erfolgreichen, strategischen „Einkauf der Zukunft“.

Autorenteam: Johanna Gehrig, Lena Götz

Die Studie wurden im Rahmen des Moduls „Führung im Einkauf“ bei Prof. Dr. Florian C. Kleemann im Master-Studiengang „Digital Sustainable Procurement & Supply Management“ erhoben.

Bildquelle: Pixabay

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