New Work Prinzipien im Einkauf – Realität oder Zukunftsvision?

Der Inbegriff für eine grundlegende Transformation der Arbeitswelt und ein Konzept für zukünftiges Arbeiten ist „New Work“. Doch inwieweit spielen New Work Prinzipien im Einkauf bereits eine Rolle?
Veröffentlicht am 19.02.2024

Der Inbegriff für eine grundlegende Transformation der Arbeitswelt und ein Konzept für zukünftiges Arbeiten ist „New Work“. Doch inwieweit spielen New Work Prinzipien im Einkauf bereits eine Rolle? Erfordert die Umsetzung von New Work Prinzipien in Einkaufsorganisationen die Überwindung gewisser Hürden? Eine Studie der Hochschule München gibt hierzu Aufschluss und Handlungsempfehlungen.

Die Generation Y, auch bekannt als Millennials (geboren ca. zwischen 1981 und 1996) und die nachfolgende Generation Z, legen anders als die Generationen zuvor u. a. großen Wert auf eine adäquate Work-Life-Balance. Diese Entwicklung zeigt, dass ein wichtiger Faktor, der die Arbeit der Zukunft beeinflusst, der Wertewandel in Bezug darauf ist, wie wir uns Arbeit und Leben zukünftig vorstellen. Die Menschen haben demnach heute veränderte Ansprüche an ihr Berufsleben. Als weitere wesentliche Treiber von Veränderungsprozessen in der Arbeitswelt sind z. B. die demografische Entwicklung der Gesellschaft, globale und soziale Trends und die Digitalisierung zu nennen. Weitreichende Veränderungen der Arbeit sind folglich unumgänglich und betreffen auch die Einkaufsorganisation.

Im Fokus der durchgeführten Befragung standen die vier New Work Prinzipien: Zeit- und ortsflexibles Arbeiten, Agilität und projektbasierte Organisationsformen, neue Führungsansätze und selbstbestimmtes Arbeiten.

New Work Prinzipien im Einkauf unterschiedlich ausgeprägt

Die durchgeführte Befragung von 169 Einkaufsmitarbeitern hat gezeigt, dass zeitflexibles Arbeiten heutzutage schon weit verbreitet ist. Gemäß den Ergebnissen verfügen knapp über 60 Prozent über Freiheiten bei der Arbeitseinteilung. Fast die Hälfte der Befragten hat zudem die Möglichkeit, ein bis zwei Tage pro Arbeitswoche mobil zu arbeiten. Knapp ein Viertel kann sogar an fünf Tagen die Woche Homeoffice nutzen. Während zeit- und ortsflexibles Arbeiten inzwischen sicherlich auch verstärkt durch die Notwendigkeit während der Corona-Pandemie in Einkaufsorganisationen üblich ist, gab es dagegen kaum Veränderung bzgl. stationärer Arbeitsplätze. Etwas mehr als die Hälfte des Teilnehmerkreises stellt ein Nichtvorhandensein von Shared Desk und innovativer Raumkonzepte (z. B. Design Thinking Raum) in Einkaufsabteilungen heraus.

Ferner verdeutlichen die Befragungsergebnisse, dass Agilität und projektbasiertes Arbeiten im Einkauf bisher nur zum Teil gegeben sind. Denn lediglich rund ein Drittel der befragten Einkäufer gibt an, dass agile Methoden wie Scrum im Einkauf zum Einsatz kommen. Hinsichtlich der zukünftigen Rolle von Führungskräften zeigt sich hingegen ein positiver Trend hin zu flacheren Hierarchien und Führungskräften in der Rolle als Coaches oder Mentoren (64%). Hierarchische Organisationsstrukturen im Einkauf gehören daher mehr und mehr der Vergangenheit an.

Bezogen auf das vierte Prinzip von New Work, welches sich mit selbstbestimmten Arbeiten und der Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit befasst, brachte die Umfrage ähnliche Ergebnisse hervor. So gaben fast 70 Prozent der Teilnehmenden (23% stimmen voll zu; 46% stimmen eher zu) an, in ihrer Tätigkeit im Einkauf ihr Potenzial ausschöpfen und sich weiterentwickeln zu können. Des Weiteren sieht knapp über die Hälfte der Teilnehmer einen Sinn in ihrer Tätigkeit im Einkauf.

Umsetzung in der Praxis erschwert

Dass New Work Prinzipien im Einkauf bereits eine Rolle spielen, belegt die Studie demnach, offenbart aber gleichzeitig, dass der Wandel der Arbeitswelt im Einkauf unterschiedlich ausgeprägt ist. Im Rahmen der durchgeführten Studie kristallisierten sich diverse Hürden heraus, welche eine Umsetzung der New Work Prinzipien im Einkauf erschweren. Das Festhalten an traditionellen Methoden und Organisationsstrukturen stellte sich als größtes Hindernis heraus. Das zeigt sich u. a. auch durch eine fehlende Digitalkompetenz beim Einkaufspersonal. Im Gegensatz dazu sehen fast zwei Drittel der Befragten hohe Investitionen nicht als gravierende Hürde an.

Handlungsempfehlungen für Einkaufsorganisationen

Abschließend ist zu sagen, dass die Implementierung von New Work Prinzipien in Einkaufsorganisationen (ebenso) in den kommenden Jahren eine Herausforderung sein wird. Aus den Studienergebnissen leiten sich folgende Handlungsempfehlungen für Führungskräfte und Mitarbeiter im Einkauf ab:

  • Klare Vision formulieren und Roadmap entwickeln
  • Kontinuierlichen Veränderungsprozess verfolgen, da schrittweises Vorgehen Akzeptanz beim gesamten Einkaufspersonal erhöht
  • Einkaufspersonal qualifizieren und fördern
  • Neue Führungskompetenzen und neues Führungsverständnis fördern
  • Agile Arbeitsstrukturen und flexible Arbeitsumgebung schaffen
  • Einkaufsprozesse anpassen bzw. digitalisieren

Nicht zu vergessen ist, dass die Umsetzung von New Work Prinzipien im Einkauf essenziell ist, um besonders für die eingangs angesprochenen Generationen Y und Z attraktiv zu sein und so dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Autorenteam

Ramona Niederschweiberer, Sophie Weirather, Thomas Hüttinger

Vollständige Seminararbeit als Download

Die Studie wurden im Rahmen des Moduls „Führung im Einkauf“ bei Prof. Dr. Florian C. Kleemann im Master-Studiengang „Digital Sustainable Procurement & Supply Management“ erhoben.

Die Informationsveranstaltung für dieses Studienangebot findet übrigens am 11. April 2024 statt – geben Sie dies gerne an Interessierte weiter.
LinkedIn: https://www.linkedin.com/company/dspsm-muc

Bildquelle: Pixabay

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